Wieder in Kalkutta unternehme ich mit Aladin eine Stadtrundfahrt. Vidyasagar, Haora Bridge, St. Paul’s Cathedral, Victoria Memorial,  Belur Math, Botanical Gardens das volle Programm eben. In der fulminanten Tempelanlage von Dakshineshwar ist das Fotografieren strickt verboten. Meine große analoge Kamera wird mir am Eingang abgenommen. Die kleine Digitale in der Hemdtasche bekomme ich durch die Kontrolle und kann später aus der Hüfte ein paar heimliche, wunschgemäße Fotos schießen. Im Kalitempel bekomme ich rote und weiße Blüten geschenkt. Diese musst du dort hinwerfen und diese dahin und diese zum Kaligott. Um mein Handgelenk bekomme ich bunte Wollfäden gebunden. Dann werde ich durch die Tempelanlage geführt und darf sogar ein Foto anfertigen aber an einer Stelle die gänzlich unfotogen ist (auch hier ist das Fotografieren verboten). Dann werde ich zu einer Shivastatur geführt und bekomme wieder Blüten geschenkt und soll sie hier und dort hinlegen. Dann erhalte ich eine ganze Blütenkette, die ich Shiva umhängen soll. Dann kommt ein heuchlerischer Komplize mit einem großen Buch dazu. Dieses legt er vor Shiva und öffnet es. Hier stehen die Namen und Nationen von den Reisenden die ebenfalls den Kalitempel besucht haben drin. Am Ende jeder Namensreihe stehen vierstellige Zahlen. Jetzt erst merke ich was hier am Laufen ist. Die Zahlen sind nicht einfach nur Zahlen sondern Rupieangaben und ich soll nun vier- oder fünftausend Rupie hinter Wieland Meier - Germany schreiben. Ich entschuldige mich und behaupte, dass mein ganzes Geld im Hotelsafe liegt und dass ich nur Kleingeld dabei habe. Nun lasse ich sie in meine kleine Tasche schauen, die für solche Fälle vorbereitet ist. Der größte Schein ist ein einzelner Hunderter. Konsterniert gibt man mir zu verstehen, dass ich eine Hundert eintragen soll. Später, beim Schuhe anziehen, bekomme ich die horrende Summe für die geschenkten Blüten und für das erlaubte Foto zu hören. Ich speise ihn mit 20 Rupie ab und gehe einfach, ohne mich noch einmal umzudrehen.  
Am Red Fort – Agra LKW in Kalkutta

Ob zwischen Kalkutta  und Varanasi eine Flugverbindung besteht, möchte ich von Jolly wissen. Es stellt sich heraus, das es wohl keine gibt. „Wie komme ich am besten dort hin?“ „Mit dem Zug.“ „Aber dieser fährt ca. 12 Stunden und das ist mir zu lange.“ „Du kannst bis Patna fliegen und dann das letzte Stück mit dem Bus fahren.“

Da ich wieder einmal ohne Kartenmaterial reise, stelle ich erst auf dem Arrival - Flughafen fest, dass Varanasi noch über 200km von Patna entfernt ist. Die Taxifahrer meinen zu mir: „Es ist besser du fährst mit dem Zug nach Varanasi.“

In der weiträumigen Bahnhofshalle von Patna ist alles auf indisch ausgeschildert und beschriftet. Ich kann also gar nichts lesen. An den zahlreichen Fahrkartenschaltern drängen sich die einfachen Menschen traubenartig. Mit zivilem anstellen ist hier nichts. Energische Ellenbogentechnik ist angesagt. Man muss spätestens jetzt anfangen indisch zu denken und zu handeln. Ich gucke mir einen Schalter in der Mitte aus und zwänge mich zwischen die Menge. Schon versucht man mich stoßend zur Seite zu schieben. Als ich endlich vorne bin versteht der Mann hinter dem Fenster nicht was Varanasi ist und verweist mich auf einen Schalter daneben. Hier deutet man an, ich soll wieder zurück gehen. Nun kommt ein Bahnhofsangestellter hinzu und stellt mir mein gewünschtes Ticket nach Varanasi aus. Ich schaue auf die angegebene Uhrzeit auf dem Fahrschein und sehe, das der Zug schon vor 35 min. abgefahren ist. Wie sich herausstellt ist das nicht die Abfahrt - sondern die Ausstellungszeit. Von welchem Gleis der Zug losfährt, möchte ich wissen. Ich werde an einem Schalter in einer Bahnhofsecke verwiesen. Auch hier drängen sich Himmel und Menschen wild

 

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