Wohl die bekanntesten Pygmäen in
West - Papua sind die Danis, sie stehen noch heute auf der Kulturstufe der Steinzeit. Tausendjährige Rituale werden praktiziert. Wenn jemand stirbt, wird einem noch lebenden Familienmitglied, meist den Frauen, mit einer Steinaxt ein Stück vom Finger abgehackt. Dieses wird bei der Verbrennung des Verstorbenen mit in das Feuer gegeben, um die bösen Götter des Todes zu besänftigen. Die Daumen bleiben stets verschont, so behalten die Hände ihre Funktionstüchtigkeit. Stehen keine Fingerglieder der Frauen zur Verfügung, wird einem Mann mit dem Messer etwas aus dem Ohr entfernt. Des Weiteren müssen die Frauen während der Schwangerschaft häufigen Geschlechtsverkehr mit ihren Partnern durchführen, damit sich ihre Glaubensvorstellungen auf die Kinder übertragen. Die Danis leben in polygamer Ehe. Auch der Verzehr von Toten wird ihnen nachgesagt. Das einzige Kleidungsstück der Männer ist der Koteka (Penisköcher), angefertigt aus der getrockneten Frucht einer Kürbispflanze.


Von Jayapura, der unansehnlichen Hauptstadt West – Papuas, ging es mit einer kleinen alten Propellermaschine, die nach knapp zwei Stunden endlich startklar war, in das Landesinnere einer gigantischen Tropeninsel, nach Wamena. Als ich mich auf meinen Platz setzte, saß ich fast auf dem Boden, so durchgesessen war der Sitz. Die Rückenlehne ließ sich natürlich auch nicht mehr in die senkrechte Position bringen. Da hatte ich ja einen schönen Liegestuhl. Mein Nachbar wollte sich gerade anschnallen und hatte gleich seinen Sicherheitsgurt in der Hand. Beim Starten öffneten sich einige Gepäckklappen und diverse Taschen fielen heraus, aber ich machte mir weiter keine Gedanken, denn solche Flüge kannte ich bereits aus Russland.
Die Landung auf der kleinen Piste dagegen war sehr gekonnt. Zusammen mit mir waren Leute angekommen, die im Gegensatz zu mir erwartet und abgeholt wurden.
Eigentlich hatte ich mich auf mehrstündige Fußmärsche vorbereitet, aber dann hörte ich von der einheimischen Bevölkerung, dass es eine Straße zu den meisten Steinzeitdörfern im Baliem- Tal gibt. Aus Bequemlichkeit und wegen der extremen Hitze wollte ich von ihr am nächsten Tag Gebrauch machen. Mein Bedarf an grüner Wildnis hatte sich schon einige Wochen vorher auf Papua - Neuguinea gedeckt. Außerdem stand ich mal wieder unter Zeitdruck, da es in Vanimo Probleme mit meinen Visum gab und ich dadurch von den Behörden 4 Tage festgehalten wurde. Im Gegensatz zu Ost - Neuguinea merkt man hier sofort die touristischen Einflüsse. Ständig boten sich immer wieder zahlreiche Guides an, um mir den Weg zu zeigen. Dieses dachte ich mir schon, als ich von der Straße hörte. Trotzdem war mir ein Guide so sympathisch, dass ich mich überreden ließ. So entfällt wenigstens das ständige Fragen nach dem Weg. Er erklärte mir, dass man hier für alles bezahlen muss. Für jedes Foto und für jede Brücke, wenn es denn eine gibt. Damit hatte ich hier überhaupt nicht gerechnet. Wann fährt der Bus? Ja, das weiß hier niemand, einfach warten und dann winken. Nach gut zwei Stunden bekamen wir heraus, dass heute keiner mehr fährt, morgen wieder. Am darauf folgenden Tag saßen wir dann endlich im Bus. Haltestellen gibt es nicht. Jeder steigt ein oder aus, wo er will. Nach einer guten Stunde stoppte Akis, mein Begleiter, dann den Bus. Nun ging es zu Fuß auf einem unerwartet guten Weg in Richtung Steinzeit. Bald kamen uns die ersten Urwaldbewohner halb nackt entgegen. Die meisten Männer waren nur mit einem Penisköcher bekleidet und ich wollte heimlich ein Foto schießen, aber das wurde sofort bemerkt und ich sollte gleich etwas dafür geben. Nach nur 20 Minuten erreichten wir das Dorf, so dicht führt die Straße, eigentlich mehr Piste, an der Steinzeit vorbei. Das ganze Danidorf war von einem Zaun aus starken Ästen, kleinen Zweigen mit Dornen und alten Brettern umgeben, so dass kein Durchblick möglich war. Um hinein zu gelangen, muss man über eine Leiter, angefertigt aus Ästen, über den Zaun klettern. Das ist sehr praktisch, denn niemand kann hier vergessen, die Türe zu schließen. Auch die Haustiere wie Schweine, Hühner, Enten oder Hunde können nicht davon laufen. Im Inneren trafen wir nur Frauen und Kinder, die mit selbst gebauten Holzreifen spielten. Einige Frauen waren ganz mit Lehm und Erde bedeckt. Das schützt die Haut vor Sonne und Insektenstichen. Nachts hält die dicke Lehmschicht die Kälte ab. Fast alle waren nur mit Bast oder Buschgrasröckchen bekleidet. Irgendwie hatte ich das Gefühl, dass hier die Zeit vor tausend Jahren stehen geblieben ist. Mit einer Knochennadel verknüpfte eine Dani-Frau gerade Pflanzenfasern zu einem Tragnetz. Die Männer sind zur Jagd oder auf dem Markt in der Stadt, einige waren im Urwald, um Brennholz zu sammeln. Nur die Alten und Schwachen blieben im Dorf. Einer bot mir gegen Bezahlung an, eine Mumie zu zeigen, die sich in einer Rundhütte befand. Sie stammte von einer bedeutenden Persönlichkeit, die der Nachwelt erhalten bleiben sollte. Über offenem Feuer wurde sie monatelang mumifiziert. Es gibt im ganzen Baliem - Tal nur noch 3 davon. Nachdem ich die vereinbarte Summe zahlte, holte er die Mumie heraus und setzte sie auf einen dafür schon vorgesehenen Baumstumpf. Gerade mal 2 Fotos konnte ich anfertigen, da verschwand er schon wieder mit seiner Mumie.

 

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