Mit einem langen dünnen Stab, der genau die gewünschte Lochstärke
besitzt, wird nun der Schußkanal auf einen einheitlichen Durchmesser gebracht. Das wird so oft wiederholt, bis die Pukuna perfekt ausgeschliffen ist. Diese Prozedur dauert 2-3 Tage. Das Mundstück wird anschließend aufgesetzt und mit Baumharz verklebt. Der Köcher für die kleinen, in Gift getränkten Pfeile, wird aus den Fasern eines Palmenblattes geflochten, die sehr spitzen Pfeile selbst aus der Mittelrippe eines Palmenblattes. Beim späteren Schußtest der lautlosen, gefährlichen Waffe auf eine Avocado durfte ich auch einmal probieren.

Sie erklärten mir, daß ich keine Pustebacke machen, sondern die Luft aus dem Bauch holen und dann den Pfeil mit einem kurzen ruckartigen Luftstoß hinausschleudern muß. Mein erster Schuß traf einen halben Meter unter der Frucht. Aber die Richtung stimmte wenigstens. Die neugierigen Kinder amüsierten sich köstlich darüber und zeigten mir dann, wie es geht. Ihre tödliche Treffsicherheit verblüffte mich. "Was jagt ihr denn mit dem Blasrohr und wie weit fliegt ein Pfeil?" fragte ich. "Auf dreißig Meter holen wir dir einen Affen runter. Es ist nicht der Pfeil, der tötet, sondern das Gift. Meist lähmt es nur und das Tier fällt trotzdem zu Boden." Währenddessen fertigte ein anderer Yagua mühselig aus einem großen Stück Holz ein Paddel. An diesem hatte er gestern schon gearbeitet. Heute nahm es langsam Form an. Die Frauen und jungen Mädchen dagegen sah ich beim gegenseitigen Entlausen auf einem Baumstamm sitzen. Jede gefundene Laus wurde gleich in den Mund gesteckt und aufgegessen. Gleichzeitig stillten sie ihre nimmersatten Babys.
Bill hatte zwei Angelruten aus langen Ästen vorbereitet, um Piranhas zu fangen.

Dazu fuhren wir mit dem Kanu ein kleines Stück auf dem torfbraunen, langsam fließenden Fluß in eine atemberaubende Traumbucht. Diese war von wilder ungezähmter Natur umgeben. Als Köder hatte er einige fette Käferlarven mitgenommen.
Durch das Amazonashochwasser, das meilenweit in die Waldungen hineinreichte, war der Fischbestand natürlich ganz schön verteilt. Es dauerte eine ganze Weile, bis der erste anbiß. Um die Piranhas anzulocken, wurde mit der Angelspitze im Wasser geplätschert. Das sollte attraktive Beute vortäuschen. Bill hatte als Erster einen geangelt. Da unsere Larven aufgebraucht waren, zerschnitten wir einen Piranha in kleine Stücke und nahmen diese als Köder.

Am Ende meines Aufenthaltes bei den Yaguas fragte ich, ob ich eine Pukuna kaufen könnte. "Si, si" hieß es, und der eine sagte 200 Dollar und ein anderer 200 Soles ( die landeseigene Währung). Nun stellte ich fest, daß sie den Unterschied nicht kannten, denn keiner von ihnen konnte rechnen. Sie hatten auch kaum eine Vorstellung von Zahlen. Alles war für sie dasselbe, aber Dollar klingt viel besser. Zum Schluß bekam ich eine für die Hälfte in Soles.

Zwischen Lima, Trujillo und Iquitos gibt es eine Flugverbindung (eine gute Stunde Flug). Oder man wählt den Bus bis Pucallpa und fährt dann weiter mit dem Boot (mehrere Tage).

 
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